Gift des Lebens: Unzufriedenheit

gift des lebens ist die unzufriedenheit, unglücklich sein, dankbarkeit, gedankenhafen blog, texte schreiben, jimdo, bild, photo, die zeit, gefühle,

Es ist die Stimme der Weite, die mich ruft, die mühelos den Weg zu mir findet, als ich bei dem Fuße des Leuchtturms ankomme, mit der Absicht, die Wendeltreppe in seinem Inneren zu besteigen, um atemberaubende Freiheit in der Höhe zu atmen und meine unruhigen Gedanken den Winden anzuvertrauen.

Ich will sie ihnen übergeben, sie mögen sie von dem Alltagsgift befreien, weil dieses Gift langsam auch meine Seele angreift und mir immer nur Schwermut beschert. Ich spüre, wie die Unzufriedenheit, wie ein Virus in mir sich verbreitet und an meinen Kräften zehrt, sie torpediert, in Stücke reißt; wie sie meine Stimmung mit den Füßen tritt, eine große Portion Verbitterung über meinen Kopf schüttet, als hätte sie einen Kübel Eiswasser zur Hand, jedes Mal. 

Das Gift in meinen Gedanken stiftet Unzufriedenheit; das ist nicht mehr zu übersehen, weil ich in letzter Zeit öfters gefragt worden bin, ob es mir gut gehe, oder ob mich vielleicht etwas bedrücke. Es ist also offensichtlich, dass ich den Virus der Unzufriedenheit nicht mehr im Griff habe, ihn nicht länger verbergen kann. Vermutlich hat er auch meinen sonst ausgeglichenen Gesichtsausdruck in Beschlag genommen, sodass diese Verwandlung mir selbst nicht einmal auffiel. Schuld daran sind meine Gedanken der Unzufriedenheit, die meine Gefühle mit Verbitterung überstülpen und mir auf diese Art und Weise die Freude am Leben rauben. Sie haben kein recht das zu tun, das weiß ich besser, nur meine Gedanken wollen es nicht begreifen, sie stellen sich dumm, sie stampfen auf, schreien nach Widerstand und rebellieren gegen das und jenes, was in meinem Leben so vorkommt, was ich eben ertragen muss. 

 

Ich spüre und weiß um ihre Macht; wenn ich sie nicht jedes Mal zur Ordnung rufe, mit ihnen rangele, würden sie mich zu einem machtlosen Opfer machen, zum Opfer meiner Umstände, meines Lebens, das ich mir anders vorgestellt hatte, von dem ich glaube, dass es mich glücklich gemacht hätte. Oder auch nicht, wer weiß? 

Wozu ist die Unzufriedenheit gut, wenn man nicht sicher wissen kann, ob man glücklicher wäre, wenn sein Leben anders verlaufen wäre, wenn man dadurch jetzt eine andere Gegenwart hätte...? Genau das weiß man eben nicht. Diese Unwissenheit tröstet mich irgendwie, vielleicht bin ich doch noch nicht ganz in meinem eigenen Leben verloren gegangen ...

 

Ich spüre sogleich, wie sich die frische Seeluft in meinem schwermütigen Kopf ans Werk macht, als wäre dort plötzlich ein voll ausgestatteter Putztrupp aufgetaucht, um meine Gedanken von den Unzufriedenheitsparasiten, von diesem widerlichen Gift des Lebens endgültig zu befreien.

 

-Tessa


Kommentare: 0 (Diskussion geschlossen)
    Es sind noch keine Einträge vorhanden.

Autorin

 

Lautlose Worte treiben im Gedankenmeer, bis sie im Gedankenhafen angekommen sind, um dort über die Zeit und die Welt, über das Leben zu erzählen. Ein Ort für Gedanken, Erfahrungen und Erinnerungen. Ein Blog von Tessa.

Alle auf gedankenhafen.jimdo.com verwendeten Bilder sind Public Domain -  Creative Commons CC0.

Creative Commons Lizenzvertrag

Alle Texte von Tessa auf gedankenhafen.jimdo.com sind lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz.